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FOKUS 4 Train the Brain Fürs Leben lernen, ein Leben lang Bildung hört nach der obligatorischen Schulzeit nicht einfach auf. Sie begleitet uns ein Leben lang – heute mehr denn je: Der schnelle Wandel des Arbeitsmarkts erfordert stetige Weiterentwicklung und Agilität. Wie reagieren die Universität Zürich und die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät auf die Anforderungen und Bedürfnisse von Auszubildenden und Ausgebildeten? Und wie beurteilen Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft die Bedeutung von Bildung und Lehre an den Hochschulen? Diese Ausgabe gibt Einblick in die Bildungswelt in Akademie und Wirtschaft. Sie zeigt, wie sich Bildung (auch in Zeiten der Corona-Pandemie) verändert und welchen Stellenwert lebenslanges Lernen für unsere Alumni hat. Oec. Juli 2020

FOKUS HINTERGRUND Learning at the Frontier of Knowledge 6 Arbeiten im 21. Jahrhundert bedeutet agil sein, sich weiter- entwickeln, offen sein für Neues – das ist es, was der Arbeitsmarkt braucht. An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WWF) entsteht deshalb ein Weiterbildungsinstitut, wo neues Wissen in zukunftsweisenden Bereichen vermittelt wird. Text _ Maura Wyler programme an, die sehr gut besucht werden. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil in der universitären Weiterbildung neueste Erkenntnisse schnell und auf kurzen Wegen Eingang in alle Bildungsangebote finden. UZH Executive Education Die WWF ist seit vielen Jahren ein führender Anbieter von Weiterbildung im Bereich Executive Education in der Deutschschweiz, speziell im Bereich Management und Finance. Die Qualität der Programme, der starke Aktualitäts- bezug im Sinne von «Learning at the Frontier of Knowledge» – einem von vier Leitsätzen der Fakultät – und die Individualisierbarkeit der Lernformate zeichnen die Angebote aus. Um ihre Position zu stärken und weiter auszu- bauen, lanciert die Fakultät mit UZH Executive Education ein fachübergrei- fendes Weiterbildungsinstitut, das alle Management- und Finance-Programme sowie Angebote im Bereich Artificial Intelligence, Sustainable Finance und Big Data bündelt. Dadurch sollen ein starker Markenauftritt und gleich- zeitig eine einheitliche Angebotspalette geschaffen werden. «UZH Executive Education soll die erste Adresse für Weiterbildung in der Schweiz werden», formuliert Dekan Harald Gall seine Vision. Das geplante Institut wird fle- xible Angebote beinhalten, um so den sich laufend verändernden Anfor- derungen des Arbeits- markts Rechnung zu tragen: Ein breites Angebot aus Program- men von CAS bis MAS, flexible Buchungen einzelner Module, Interdisziplinarität, eine Kombination aus Online- und Präsenzlehre sowie die Aufnahme neuester Themen ins Programm-Portfolio ermöglichen dies. Momentan noch in der Planungsphase, soll das neue Weiterbildungsinstitut 2021 eröffnet werden. Oec. Juli 2020 Automatisierung und Digitali- sierung schreiten voran und lassen viele Jobs verschwinden. Besonders betroffen sind Jobprofile, die stark von Routine geprägt sind und durch Maschinen ersetzt werden können. Gleichzeitig entstehen neue Jobprofile, bei denen gut ausgebildete Personen Mangelware sind. Aus wirt- schaftlicher und politischer Sicht ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot beim Human- kapital zu schaffen, was aufgrund des beschleunigten Wandels der Arbeits- welt zunehmend schwieriger wird. Aus diesem Grund hat die Schweiz die Weiterbildung auf Gesetzesebene verankert. Das 2017 in Kraft getretene Weiterbildungsgesetz hält fest, wie die Qualität bei Weiterbildungsangeboten garantiert, Transparenz gewährleistet und die Chancengleichheit gefördert werden soll. Lebenslanges Lernen wird in unserer Gesellschaft entsprechend immer wichtiger. Dies stellt Bildungs- institutionen vor die Herausforderung, Angebote bereitzustellen, die die Be- dürfnisse des Arbeitsmarkts zeitnah berücksichtigen. Was muss Hans heute können? Wie heisst es so schön im Volksmund: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Glücklicherweise stimmt dieses Sprichwort nicht, ist der Mensch doch bis ins hohe Alter fähig, Neues zu lernen. Aber woher wissen wir, was wir lernen sollen, also was der Arbeitsmarkt braucht – und wie ge- langen wir zu diesem neuen Wissen? Es ist primär die Aufgabe der Bildungsinstitu- tionen, zu erkennen, wo Bedarf nach neuem Wissen herrscht, und dies in ihren Aus- und Weiterbildungsangeboten ab- zudecken. Auch die UZH ist sich ihrer Verantwortung im Bereich Lebens- langes Lernen bewusst und bietet über hundert hochkarätige Weiterbildungs- In der universitären Weiterbil dung finden neueste Erkenntnisse schnell Eingang in alle Angebote.

FOKUS FRAGESTAFETTE 8 Bildung und Lehre an der UZH Wie beurteilen Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft die Bedeutung von Bildung und Lehre an der UZH? Stimmen und Meinungen vom Studienanfänger bis zur Rektorin ad interim. Nicolas Huber Bachelorstudent Informatik, 2. Semester Sie haben erst kürzlich Ihr Studium aufgenommen. Mit welchen Erwartungen sind Sie gestartet? Ich möchte vor allem lernen, Probleme analytisch und effizient zu lösen. Das Studium soll mir das nötige Rüstzeug dafür vermitteln und mir auch aufzeigen, wie ich mir gewünschte Fähigkeiten selbst aneignen kann. Daneben soll natürlich auch Platz für das soziale Leben und für den Sport bleiben. Was ist an der Uni anders als am Gymnasium? Die Vorlesungen vermitteln komplexe Themen in viel kürzerer Zeit – anders als bei den Mittelschulen, wo alles schön portioniert gelehrt wird. Das eigentliche Verständnis muss ich mir selbst erarbeiten, meist durch Übungen. Zudem brauche ich viel Eigeninitiative: zum Beispiel, um Buchungs- fristen von Modulen einzuhalten oder meinen Lernfortschritt zu kontrollieren. Im Zuge der Corona-Pandemie musste die UZH im Frühlings- semester komplett auf digitale Lehre umstellen. Wie war dieser Wechsel für Sie? Ich brauchte schon etwas Umgewöhnung, da ich sehr gerne am Präsenzunterricht teilgenommen habe. Natürlich haben Podcasts auch ihre Vorteile, doch ich benötige mehr Disziplin, um regelmässig die Videos zu schauen. Zudem fehlt mir die soziale Interaktion. Gleichzeitig sollte man die Krise auch als Chance nutzen, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben. «Ich möchte im Studium lernen, Probleme analytisch und effizient zu lösen.» Oec. Juli 2020

Chat Wacharamanotham Assistant Professor of Interaction Design, Department of Informatics You teach «Human-Computer Interaction (HCI)» for Bachelor and Master students. How do you perceive the exchange with your students? The students I experience in this course tend to be open-minded and bring diverse sets of background knowledge. Usually, there are students who do their minor in «People-Oriented Compu- ting» as well as those who are taking a major in the computer science field. This seems to be a fruitful interdisciplinary collaboration and this mixture of students is beneficial for learning HCI. Usually this results in many creative ideas for their term projects. I am often impressed by their out-of-the-box ideas every time I teach this course. 0 1 In 2019, you earned the UZH award for Best Teaching. What is important for good teaching from your point of view? My goal is to encourage students to come up with their own creative approaches to solving problems. They should look at questions from different perspectives. Crazy ideas are wel- come, and so is persistent questioning. Additio- nally, my main focus is on the mental model that students have about important concepts in the course. Mental models are students‘ own explanation of the learning concepts. When students make mistakes in their assignments, it is usually because their mental model about the concept being tested differs from the actual concept. If the teachers can identify what caused the mental model to go wrong, they can fix their misunderstandings, and better improve their teaching materials to prevent those misun- derstandings from happening in the first place. What is the essential difference between online and classroom teaching for you? For me, it was difficult to assume that all students have the same conditions. Maybe not all students will be able to attend the lecture or the internet connection may be problematic. Thus, I pre-recorded all my lectures and scheduled time for Q&As or short quizzes at the end. This also gave me feedback if the students understood the content, otherwise it was difficult to «read the room». Team work was also more challenging. We tried to create guidelines on how to collaborate online for students and I restructured the assignments. «My goal is to encourage students to come up with their own creative approaches to solving problems.» Conrad Meyer Emeritierter Professor für Betriebs- wirtschaftslehre, Institut für Betriebs- wirtschaftslehre Sie haben mehr als 40 Jahre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät doziert. Wie hat sich die Lehre über all diese Jahre verändert? Zunächst zum Beständigen: Für mich steht und fällt der Erfolg der Lehre mit dem persönlichen Engagement der Dozierenden. Auch heute noch – in der digitalen Welt – sind die Studierenden mit «Herzblut» abzuholen. Gefragt sind Emotio- nen. Warum sonst sollen sie persönlich an einer Veranstal- tung teilnehmen? Geändert haben sich aber die technischen Möglichkeiten: Die Ablösung des legendären «Hellraumpro- jektors» war eine riesige Chance. Die Antwort mit eintönigen PowerPoint-Präsentationen war hingegen ein völlig falscher Weg. Heute ist eine Lehre gefragt, welche die Studierenden packt und aktiviert. Allerdings ist die Kombination aus begleiteter Vorbereitung der Studierenden, eigentlicher Lehre und internet- basierten Vertiefungen extrem aufwändig. Umso besser positioniert sind derzeit Dozie- rende, die diesen Aufwand bereits früh in Kauf genommen haben. Sie können nun in An- betracht der Corona-Pandemie Oec. Juli 2020

2 1 Alexander F. Wagner Professor für Finance, Institut für Banking und Finance Sie sind als Professor sehr aktiv in der Entwicklung neuer Lehrmethoden. Was gehört aus Ihrer Sicht denn zu gutem Unterricht? Meiner Meinung nach gibt es drei Aspekte. Erstens: Gute Lehre an der Universität muss Erkenntnis, nicht bloss Wissen vermitteln und noch besser zum eigenen Erkenntnisgewinn anregen. Zweitens: Gerade im Bereich der Wirtschaftswissenschaften sollte die Lehre aktuellen Bezug haben. Und drittens darf und muss gute Lehre Spass machen! «Mich überrascht, dass unsere Online- Foren für die diversen Kurse nicht so intensiv genutzt werden.» Welche neuen Lehrformen haben Sie in den letzten Jahren entwickelt? Wir haben zum Beispiel einen Massive Open Online Course (MOOC) zum Thema «Das liebe Geld – Finance im Alltag» (siehe QR-Code unten) entwickelt. Dieser kosten- lose Kurs ist öffentlich und für alle zugänglich. Ausserdem haben wir letztes Jahr ein Bachelor-Seminar zum Thema «Visualisierung in Corporate Finance» durchgeführt. Das Seminar hatte zum Ziel, ansprechende Visualisierungen für komplexe Sachverhalte für die Vorlesungen von morgen zu gestalten. Einige Studierende haben super Arbeiten geliefert, von denen die besten in die Vorlesung im Herbstsemester 2020 eingebaut werden. Wohin soll die Reise in der Lehre gehen? Wichtig scheint mir, die Interaktion zu fördern. Mich überrascht, dass unsere Online-Foren für die diversen Kurse nicht so intensiv genutzt werden. Vielleicht müsste das noch attraktiver gemacht werden. Zudem bleibt das Spannungsfeld zwischen dem Bedarf an kurzen, knackigen Materialien und Tiefe immer eine Herausforderung. Jochen Menges Professor für Human Resource Management and Leadership, Institut für Betriebswirtschaftslehre An Ihrem Lehrstuhl erforschen Sie unter anderem, welche Fähigkeiten Mitarbeitende im 21. Jahrhundert brauchen. Welche Skills sollen aus Ihrer Sicht an Universitäten gelehrt werden? Universitäten haben eine lange Tradition im Vermitteln von intellektuellen Fähigkeiten, zum Beispiel das Lösen komplexer Fragestellungen oder kritisches Hinterfragen. Diese Fähigkeiten bleiben von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus bedarf es aber vermehrt sozialer und emotio- naler Fähigkeiten, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Welche Skills werden denn vom Arbeitsmarkt erwartet? Fachspezifische Expertise bleibt in den meisten Berufen wichtig, aber am Arbeitsmarkt suchen mittlerweile viele Unternehmen mehr nach breit anwendbaren Fähigkeiten. Da künstliche Intelligenz auch wissensba- sierte Arbeit übernimmt, reicht Expertise nicht aus. Zunehmend zählen Persönlich- keit, emotionale Intelligenz und zwischenmensch- liche Fähigkeiten. Wie muss sich die Lehre an der Universität diesbezüglich verändern? Persönlichkeitsbildung gehört seit jeher zu den inhärenten Auf- gaben der Universität. In der Vermittlung von sozialen und emotionalen Fähigkeiten können wir zunehmend auf evidenz- Oec. Juli 2020

FOKUS NACHGEFRAGT Tertiäre Ausbildung vs. Berufsbildung Bildungsökonomin und Professorin Uschi Backes-Gellner über die aktuellsten Entwicklungen im Schweizer Bildungssystem. 4 1 Immer mehr Menschen absolvieren in der Schweiz eine tertiäre Ausbildung. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Ich halte das für eine eher problematische Entwicklung, da wir in der Schweiz ein hervorragendes Berufsbildungssystem haben. Es stellt sicher, dass zwei Drittel unserer Jugendlichen hochwertige und breite Qualifikationsbündel erlernen, die am Arbeitsmarkt gebraucht und von Firmen nachgefragt werden. Gleichzeitig wird mit dem Einbezug von Branchenverbänden und innovativen Unternehmen bei der regel- mässigen Aktualisierung von Berufsbildungscurricula sichergestellt, dass Berufsbildungs- absolventen zukunftsorientierte Qualifikationen erlernen. Diese Qualifikationen helfen massgeblich, die Innovationsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft aufrechtzuerhalten und voranzutreiben. Wenn aber immer mehr Schulabsolventen eine tertiäre Ausbildung absolvieren, geht diese Stärke der Schweizer Wirtschaft verloren. Immer wieder taucht die Kritik auf, dass Universitätsabsolventen zu wenig spezifisch auf die Berufswelt vorbereitet sind. Sollten Universitäten ihre Lehre also stärker an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts ausrichten? Im Bildungssystem und im Hinblick auf den Arbeitsmarkt haben die Universitäten eine etwas andere Rolle als die Berufsausbildung. Insofern darf die Verbindung zum Arbeits- markt durchaus etwas lockerer sein. Dennoch sollten wir an den Universi- täten stärker darauf achten, dass unsere Absolventen den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht werden. Ich denke da an moderne Anforderungen wie Computational Thinking, Digital Skills oder agiles Arbeiten, aber auch an Kompetenzen wie Arbeitsorganisa- tion, Teamfähigkeit oder an individu- elle Fähigkeiten wie Ausdauer, Mut oder Belastbarkeit. Hier könnten und sollten wir einen stärkeren Beitrag leisten. Inwiefern tragen die Hoch- schulen zur Förderung der Schweizer Wirtschaft bei? Auf dem internationalen Parkett der Uni- versitäten ist die Konkurrenz gross, vor allem, wenn es um die Forschung und die Ausbildung wettbewerbsfähiger wissen- schaftlich hochqualifizierter Führungskräfte geht. In der Schweiz studieren über 50 % der Studierenden an einer internationalen Spitzenuniversität (Top 100 im Shanghai- Ranking), während dies beispielsweise in den USA weniger als 20 % sind. Das stellt sicher, dass wir selbst als kleines Land mit wenigen Universitäten aktiv die For- schungsfront mitbestimmen können. Hier müssen wir wettbewerbsfähig bleiben, um unseren Wohlstand zu erhalten. Die Fachhoch schulen haben in diesem System ebenfalls eine wichtige Rolle: Sie bilden eine wichtige Brücke zwischen Berufs- bildung und Forschung. Mit ihrer anwen- dungsbezogenen Forschung und Lehre ermöglichen sie einen praxisnahen Zugang zur Forschungsfront. Dies führt in den Unternehmen zu einer Steigerung der Pro- duktivität und der Problemlösungsfähigkeit in FuE-Teams. Fachhochschulen wollen künftig ein Doktoratsstudium anbieten. Wie beurteilen Sie diese Idee aus Sichtweise der Universität Zürich? Ich sehe diese Entwicklung als sehr kritisch an und halte es für problematisch, wenn Fachhochschulen sich zunehmend wie Universitäten aufstellen. Sie werden dadurch ihrer Rolle weniger gut gerecht, weil sie sich nicht mehr auf ihre ursprüngliche Zielgruppe, die Berufsabsolventen, fokussieren. Was ich aber in diesem Kontext für extrem wichtig halte, ist die hohe Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems. Es muss zwar nicht jeder am Ende an einer Universität oder ETH studieren, aber es muss für geeignete Kandidaten vorgespurte Wege geben, auf denen sie von einer Berufsausbildung bis zu einem Doktorat an einer Spitzenuniversität gelangen können. Diese Wege gibt es, und sie werden genutzt. Ein ausführliches Interview mit Prof. Uschi Backes-Gellner finden Sie unter www.oec.uzh.ch/oec Oec. Juli 2020

FOKUS PEOPLE 6 1 Inwiefern hat Sie das Studium bzw. die Weiterbildung an der UZH für Ihr Berufsleben gewappnet? Dr. Gregory Bournet Partner and Head Corporate Finance at PwC Malaysia and Vietnam PhD in Economics 2003 Let’s start with the conclusion first: reflecting on both my studies at UZH as well as my career over the last 20 years (I left Zurich back in 2005 and worked in different cities), I believe the most valuable aspect of my time at the university was the process, i.e. the journey of my studies. The saying «Der Weg ist das Ziel» has been true for myself. The key learning for me was discipline and to learn to digest, analyze and systematically combine a vast amount of content within a very short time. A challenge was therefore to optimize time allocation to manage the various elements of the studies, including my own personal time. Next to that were the shaping of my emotional and social intelligence to deal with stress, friends, professors and myself. I spent around six months in the library to write my thesis. It was a very lonely time and an experience I still draw from today. It was vastly different to the studies where you have tons of other students coping with the exact same setting and exam questions. Furthermore, the PhD experience has prepared me to make decisions on focus, content and on time in isolation. Another critical aspect of my time at UZH was that learning never stops and one always needs to adapt to changing environments. Julia Häcki Head of Sustainability & Projektleiterin Immobilien- entwicklung bei der Metall Zug AG Master of Arts UZH 2010, MAS in Real Estate 2016 Als Projektleiterin bei der Metall Zug AG begleite ich Transformationsprojekte der Haushaltgeräteherstellerin V-ZUG AG zu einem Tech Cluster. Im Tech Cluster Zug sollen künftig die Metall- pressen der Industrie laufen, Forschende an Cluster-The- men arbeiten und Start-ups von gemeinsamen Infra- strukturen profitieren. Hierfür sind Allrounder- Qualitäten gefragt: Die Aufgaben beinhalten Architek- turwettbewerbe, Bauprojekte, Standards für nachhaltige Immobilien- entwicklungen, Organisation von Zwischen- nutzungen, Wirtschaftlichkeitsberechnun- gen und Verhandlungen mit Behörden, Genossenschaften und Investoren. Der MAS Real Estate hat mich ideal auf diese fachliche Breite vorbereitet und mir eine integrale Sichtweise der Immobilien branche vermittelt. Die Weiterbildung hat mein Skill-Set erweitert, um fundierte und eigenständige Positionen zu den anspruchsvollen und oft sektorenüber- greifenden Fragestellungen zu entwickeln. Die Dozierenden decken Mietrecht ebenso ab wie zirkuläres Bauen, Urban Psychology, Portfoliomanagement, Immobilienmarke- ting und Architekturgeschichte. Von diesem breiten Wissen habe ich stark profitiert. Besonders stolz war ich, mir im Rahmen meiner Abschlussarbeit mit Regressions- analysen neue Methoden angeeignet zu haben. Dank der moderaten Klassengrösse mit vielfältiger Zusammensetzung haben wir Studierenden viel voneinander gelernt und ein wertvolles Netzwerk aufgebaut. Oec. Juli 2020

PORTRÄT Der Digitalisierer Vollblutunternehmer Samuel Manz plant gerne zehn Jahre voraus – und bleibt trotzdem vollkommen agil. Ganz nach dem Motto «Go with the flow» ist er stets offen für sich ergebende Chancen. Dabei treibt ihn ein verbindendes Element voran: das Digitalisieren. Text _ Charlotte Ulmann Foto _ Vincente Aranguiz 8 1 S eine erste Website baute er mit 15, die Gründung der ersten eigenen Firma folgte mit 18 Jahren. Samuel Manz war, mit Ausnahme einer Semesterassistenz zu Studienzeiten am damaligen Bankeninstitut der UZH, noch nie irgendwo angestellt. Für ihn eine Typfrage: «Wenn man ein klar geregeltes Leben will, ist man in der Selbständigkeit falsch», betont der 38-Jährige. Ihm ging es hingegen nie nur um finanzielle Aspekte, sondern vielmehr um den Sinn im täglichen Tun. «Sonst hätte ich auch gleich zu einer Bank gehen können», doppelt er augenzwinkernd nach. Stattdes- sen gründete er bereits 2002 die Firma Firegroup, eine Agentur für Digital Business und E-Commerce mit heute über 20 Mitarbeitenden – Tendenz steigend. Doch damit nicht genug: Zusammen mit seinem Bruder hat Manz den Schweizer Online-Vergleichsdienst money- land.ch gegründet, und auch bei der Crypto Finance Confe- rence AG sowie bei Wurst & Moritz, nach eigenen Angaben dem ersten Social-Media-Restaurant in Europa, war er von Anfang an federführend dabei. Was die verschiedenen Engagements miteinander verbindet, ist das Thema «Digita- lisieren». Der Fokus seiner Arbeit liegt jedoch klar auf seiner Firma Firegroup, wo er und sein Team KMUs bei der digitalen Transformation begleiten. Viele Kunden hätten noch nicht verstanden, dass Digitalisierung kein IT-System, sondern eine Business-Strategie ist, so Manz. Früher oder später werde das Digitale aber bei jeder Firma eine Rolle spielen – und darüber entscheiden, ob man überhaupt noch existieren könne oder nicht. Zehnmal besser als die Konkurrenz sein Die Früchte seiner Arbeit als «Digitalisierer» zeigen sich derzeit in der Softwarelösung «Fire». Ganz nach dem Motto «Be where the customers are» bietet die Lösung dem Kunden ein zentrales Digital-Commerce-System. Und er hat damit Grosses vor: Die Software soll dem Anspruch «ten times better» genügen, sprich zehnmal besser sein als die Konkurrenz. Speziell im Bereich der Fashion-Industrie strebe man mit «Fire» die weltweite Marktführerschaft an – unter anderem dank einem integrierten digitalen Showroom und einer digitalen Vertriebslösung. Eine Vision zu haben und etwas zu bewegen, ist Manz’ stärkster Antrieb. «Visionär, kreativ und intrinsisch moti- viert», so würde er sich selbst beschreiben. Seinem Berufs- wunsch als Kind – Erfinder – ist er in gewisser Weise treu geblieben: sei es im kreativen Arbeiten, im Tüfteln an Ideen, im Experimentieren oder im Umsetzen. Doch wie bleibt jemand, der sich in einer sich stetig verändernden, digitalen Welt bewegt, up to date? Viel wichtiger als Zertifikate auf Papier sei für ihn die praktische Erfahrung, konstatiert Manz. So bilde er sich täglich in der persönlichen Interaktion mit spannenden Menschen weiter und lese Fachartikel. Ein weiterer Weg, sich intensiv mit einem Thema zu beschäfti- gen, sei die Gründung einer Firma. Lernen hat für ihn deshalb stets einen sehr aktiven und weniger passiven Charakter inne. Dazu gehöre auch Lifelong Learning als Organisation und der Mut, Fehler zu machen. «Go with the flow» – im Zehn-Jahres-Takt Auch wenn er weiss, dass nicht alles planbar ist, macht Manz stets einen Zehn-Jahres-Plan – sowohl im Berufs- wie auch im Privatleben. Dies empfiehlt er auch den Unternehmen, die er berät: «Viele führen auf Sicht und vergessen dabei, eine langjährige Strategie zu haben.» Gerade in unserer schnelllebigen Zeit sei es aber unabdingbar, sich länger- fristige Gedanken zu machen: Wohin wollen wir, und was ist der Grund dafür? «Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige», lautet daher Manz’ Devise. Dabei bleibt er stets seinem Lebensmotto «Go with the flow» treu. Steht das nicht in diametralem Gegen- satz zum Zehn-Jahres-Plan? Mitnichten. Bei aller Planung müsse man stets offen sein für Opportunitäten, die sich ergeben, bilanziert Manz. Nach dieser Prämisse hat er sein bisheriges Berufsleben gelebt und wird das auch die nächsten zehn Jahre tun. Oec. Juli 2020

LOKALTERMIN 0 2 Mit Helga Fehr-Duda (leider nicht) im Asiaway* Text _ Fabienne Schumacher Sie sind Professorin für Entscheidungstheorie. Was ist die beste Entscheidung, die Sie selbst im Leben getroffen haben? Dass ich 1986 Ernst Fehr in einer Wiener Beiz einen Heiratsantrag gemacht habe. Wie sind Sie denn überhaupt bei diesem Forschungsthema gelandet? War es ein Bauch- oder ein Kopfentscheid? Keines von beidem. Vieles im Leben ist dem Zufall geschuldet. 2003 wurde mir eine Stelle an der ETH Zürich angeboten. Mein Arbeitsauftrag lautete damals, die experi- mentelle Forschung des Lehrstuhls zu geschlechtsspezifi- schen Unterschieden im Risikoverhalten zu betreuen. Ich dachte mir, warum nicht, und habe mich so richtig in das Thema eingegraben und ein eigenes Forschungsprogramm entwickelt. Der Appetit kam sozusagen mit dem Essen. Ursprünglich haben Sie Wirtschaftsmathematik studiert. Hätte Sie auch etwas anderes gereizt? Mathematik war eines meiner Lieblingsfächer im Gymnasium. Die Kombination mit Wirtschaft habe ich gewählt, weil ich von Wirtschaft keine Ahnung hatte und der Meinung war, dass ich das ändern musste. Ausserdem wollte ich nach dem Studium einen Job in der Wirtschaft suchen. Ich habe zwar nach Abschluss des Diplomstudiums auch ein paar Semester Soziologie studiert, bin dann aber doch in der Ökonomie hängen geblieben. Insofern war die Studienwahl wohl richtig. österreichischen Investmentbank. Ich war während der grossen Privatisierungswelle in Osteuropa an vielen Mergers & Acquisitions beteiligt. In so einem Job muss man 24 Stunden für die Kunden zur Verfügung stehen. Nachdem wir nach Zürich gezogen waren, erhielt ich ein sehr gutes Angebot für eine vergleichbare Aufgabe. Zeitgleich hat sich aber unser zweites Kind angekündigt, und mir war klar, dass ich einen so belastenden Job nicht mit zwei kleinen Kindern annehmen kann. Ich bin also eher durch Zufall als mit Absicht wieder in der Wissenschaft gelandet. Sie haben eine ungewöhnliche Laufbahn hinter sich: Nach Ihrer Promotion haben Sie 17 Jahre lang in der Privatwirtschaft gearbeitet. Weshalb haben Sie sich nach so langer Zeit zum Wechsel in die akademische Welt entschieden? Bevor unsere Kinder auf die Welt kamen, hatte ich einen stressigen Job als Head of Research der damals grössten An welchen Moment in Ihrer Karriere denken Sie gerne zurück? Als ich meine erste Top-5-Publikation in der Zeitschrift «Econometrica» durchgebracht habe. Auch der Entscheid der Universität Zürich, mich zur ausserordentlichen Professorin für Entscheidungstheorie und experimentelle Entschei- dungsforschung zu ernennen, hat mich unglaublich gefreut. Oec. Juli 2020

«I am especially looking forward to being able to look directly into the eyes of my students again (rather than just through the screen) and to returning to the daily spontaneous interactions that can sometimes trigger a cool research idea.» Prof. Davide Scaramuzza, Department of Informatics UPDATE 2 2 Historischer Moment für alle Das Frühlingssemester 2020 wird wohl in die Geschichtsbücher einge- hen. Aufgrund der Corona-Pandemie stellte die Universität Zürich erstmals in ihrer Geschichte den Präsenz- unterricht ein und wechselte innert kürzester Zeit auf digitale Lehre. Diese Umstellung hat den Alltag ganz vieler Personen an der Universität Zürich und unserer Fakultät durcheinander- gewirbelt. Auf dieser Doppelseite geben wir einen Einblick, was sich in den letzten Monaten an unserer Fakultät alles verändert hat. Forschungs- und Pressebeiträge zur Corona-Pandemie Unsere Professoren waren auch in Zeiten des Corona- virus gefragte Experten. Auf unserer Webseite finden Sie eine Auswahl von Interviews, Meinungen und aktuellen Forschungs- beiträgen rund um das Coronavirus. Weitere Informationen unter www.oec.uzh.ch/corona- pandemie Oec. Juli 2020 Im Mai fand die Mitgliederversammlung von OEC Alumni virtuell statt.

4 2 UPDATE Neue Berufungen und Ernennungen – willkommen an der Fakultät Sandro Ambühl wurde per 1. Januar 2020 zum UBS Foundation Assistenzprofessor für Behavioral Economics of Financial Markets ernannt. Zu seinen Forschungs- schwerpunkten gehören Experimental Economics, Behavioral and Experimental Finance sowie Behavioral Welfare Economics. Per 1. April 2020 wurde Teodora Boneva zur Assistenzprofessorin für Ökonomik der Kinder- und Jugendentwicklung ernannt, gestiftet vom Jacobs Center for Productive Youth Development. In ihrer Forschung befasst sie sich unter anderem mit Bildungs- interventionen zur Förderung von Fähigkeiten in der Kindheit und untersucht, welche Rolle Überzeugungen bei Bildungsinvestitionen spielen. Dan Olteanu wurde per 1. Mai 2020 zum ordentlichen Professor für Big Data Science am Institut für Informatik ernannt. Zuvor war er ordentlicher Professor am Department of Computer Science an der Universität Oxford. Sein Hauptinteresse gilt dem Verstehen von schwierigen rechnerischen Herausforderungen der Datenverarbeitung und dem Entwerfen von einfachen und skalierbaren Lösungen dafür. Emeritierung Helga Fehr-Duda, ausserordentliche Professorin für Entscheidungstheorie und experimentelle Entscheidungsforschung wird Ende Juli 2020 emeritiert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehörten die Modellierung, Messung und Schätzung individueller Präferenzen gegenüber Risiko und Verzögerung. Im Namen der Fakultät ein herzliches Dankeschön für das langjährige Engagement. Ein Interview mit Helga Fehr-Duda finden Sie auf Seite 20. Bleiben Sie up to date! Die Corona-Pandemie hat auch den Eventkalender unserer Alumnivereine durcheinandergewirbelt. Eine aktuelle Übersicht finden Sie unter: www.alumni.ch und www.oecalumni.ch Neue Prodekane gewählt Per 1. August 2020 hat die Fakultät einen neuen Vorstand gewählt: Prof. Uschi Backes-Gellner (bisher) übernimmt künftig das Dossier «Forschung, Nachwuchsförderung und Akkreditierung». Nick Netzer (neu), Professor für Corporate Finance, wird für den Bereich «Lehre und Studium» zuständig sein und Alexander Wagner (neu), Professor für Ökonomie, für die Themen «Weiterbildung und Outreach». Als Prodekan zurück getreten ist Prof. Josef Zweimüller, der weiterhin als Professor für Ökonomie tätig ist. Oec. Juli 2020

UPDATE 6 2 Neuer Alumni-Verein «ECON Alumni UZH» Im Februar 2020 wurde der Alumni-Verein ECON Alumni UZH – The Network for Econo- mists gegründet. Ziel des weltweiten Netzwer- kes ist es, eine engagierte und passionierte Com- munity zu schaffen, die sich sowohl gegenseitig als auch das Institut für Volkswirtschaftslehre unterstützt. ECON Alumni UZH wird regelmässig Anlässe zu aktuellen Themen aus Ökonomie, Wirtschaft, Politik und Kultur organisieren und bietet seinen Mitgliedern eine Plattform für Networ - k ing. Der ECON Alumni UZH Verein wird von Institutsdirektor Prof. Ralph Ossa präsidiert. www.econalumni.ch Neue Alumni-Präsidentinnen gewählt Yvonne Isaac-Kesseli wurde im Mai 2020 zur neuen Präsidentin von OEC ALUMNI UZH gewählt. Sie löst damit Werner Broennimann ab, der dem Verein fünf Jahre lang vorstand. Yvonne Isaac-Kesseli schloss ihr Masterstudium in Publizistik, Wirtschaftswissenschaften und Rechtswis- senschaften an der Universität Zürich 2007 ab. Als Partnerin in einem Beratungsunternehmen ist sie hauptsächlich in den Bereichen Strategie, Nachfolgeplanung und Unternehmens- bewertung tätig. www.oecalumni.ch Dr. Alexandra Bay wurde Ende Februar 2020 als Nachfolgerin von Christian Eichenberger zur ersten Präsidentin von CUREMalumni gewählt. CUREMalumni ist der Verein der Absolventen des Master of Advanced Studies UZH in Real Estate am Center for Urban & Real Estate Management (CUREM) der UZH. Alexandra Bay studierte Ökonometrie und Operations Research an der Universität Zürich, wo sie 2008 promovierte. Heute ist sie als Head Group Research bei Swiss Prime Site tätig. www.curemalumni.ch Neue Verantwortliche Alumniwesen an der Fakultät Seit April 2020 ist Charlotte Ulmann für das Alumniwesen an der Wirtschafts- wissenschaftlichen Fakultät zuständig. Die Kommunikationswissenschaftlerin verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Kommunikation und Marketing und war zuletzt bei Pricewater- houseCoopers im Bereich Markets & Business Development tätig. Sie übernimmt die Stelle von Franziska Haller, die von 2015 bis 2019 für die Weiterentwicklung des Alumniwesens an der Fakultät verantwortlich war. Impressum 13. Ausgabe Herausgeber Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich www.oec.uzh.ch OEC ALUMNI UZH www.oecalumni.ch UZH Alumni Informatik www.alumni.ch Projektverantwortung Dekanat der Wirtschafts- wissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich Jasmin Rippstein, Fabienne Schumacher, Charlotte Ulmann Gestaltung artdepartment.ch Adrian Hablützel Druck Stämpfli AG Inserate [email protected] Auflage 4800, erscheint zweimal jährlich Kontakt Universität Zürich, Dekanat Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Rämistrasse 71, 8006 Zürich [email protected] Abonnieren Das Oec. Magazin kann gratis abonniert werden: [email protected] ISSN ISSN 2571-5143 Sprachregelung Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text teilweise die männliche Form gewählt, dennoch beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter. Bilder zVg (sofern nicht anders angegeben) wwww.oec.uzh.ch/oec P E R F O R M A N C E neutral Drucksache No. 01-20-378760 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership Oec. Juli 2020

TIME matters! Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen können tödlich sein. Prävention hilft bei der Vorbeugung, Früherken- nung und ermöglicht einen frühen Therapiebeginn. Tragen Sie mit betrieblichen Präventionsmassnahmen zur Gesundheit Ihrer Mitarbeiter bei und retten Sie Leben. HEALTH Prime Betriebliche Gesundheitsvorsorge aus ärztlicher Hand für Ihr Unternehmen www.health-prime.org